Partizipative Entwicklung des Programms

REFUGIUM wurde von September 2015 bis Juli 2016 an der HAW Hamburg von Prof. Dr. Christine Färber in der Lehrveranstaltung „Flüchtlingsgesundheit“ gemeinsam mit der Lehrbeauftragten Nita Kama entwickelt, die selbst eine Fluchtbiographie hat. Studierende mit Fluchterfahrung sowie drei Asylbewerber*innen als Gasthörer, Zeinab Behroozian, Allaeldin Hasan und Sammy Ojo, waren je ein Semester in die Arbeit einbezogen. Insgesamt nahmen mehr als 40 Flüchtlinge im Rahmen der Ausbildung an der Fertigstellung der Materialien und Konzepte teil. Die Teilmodule wurden mit Geflüchteten aus Wohnunterkünften in Hamburg im Januar 2016 getestet und in den Schulungen der Multiplikator*innen im Mai 2016 fertiggestellt. So wurde sichergestellt, dass die vermittelten Informationen für Geflüchtete relevant, interessant und inhaltlich sowie sprachlich gut verständlich sind. Die Workshops wurden von den Teilnehmenden als aktivierend, informativ und interessant erlebt, und machten allen Teilnehmenden Spaß (Empowerment).

Herausforderungen und Erfahrungen

Von 55 interessierten Flüchtlingen bei der Informationsveranstaltung im April 2016 absolvierten 35 (24 Männer, 9 Frauen) im Mai 2016 die Ausbildung als REFUGIUM-Multiplikator*in. Die teilnehmenden Flüchtlinge und Studierenden unterstützen sich gegenseitig und profitieren voneinander, die Lernsituation war aktivierend, das erarbeitete Wissen wurde als relevant und hilfreich angesehen. Die Kooperation stellt einen wichtigen Beitrag zur Integration dar. Die Workshops in den Unterkünften wurden begeistert aufgenommen, aber Vertrauensbildung und Werbung sind wichtig. Hürden sind die Mehrsprachigkeit der Veranstaltungen, das Contentmanagement der mehrsprachigen Materialien, der Zugang zur Zielgruppe über die zuständigen Verwaltungsstrukturen und die Finanzierung der Materialien. Das Projekt entstand mit großem Zeitdruck und forderte von den Lehrenden und Studierenden viel Engagement. Jedes der erstellten Materialien ist verbesserungsfähig, inhaltlich wie sprachlich. Die Priorität lag auf niedrigschwelliger, schneller Umsetzung der Vermittlung grundlegenden Handlungswissens für Gesundheitsförderung und Prävention in für Flüchtlingen relevanten Sprachen. Einige Frauen nahmen an der Ausbildung nicht teil, weil dort so viele Männer präsent waren und weil sie keine Betreuung für ihre Kinder fanden. Bei den Workshops in den Unterkünften ist ein paralleles Kinderprogramm erforderlich.